Zervixabstrich
MATERIALGEWINNUNG:
- Die Untersuchungsproben umfassen Zervixsekret oder Zervixabstriche.
- Die Probenentnahme erfordert eine Spekulumuntersuchung. Dabei werden zunächst Schleimauflagerungen und purulenter Ausfluss am Muttermund entfernt, bevor ein zweiter Tupfer ca. 1-2 cm in den Zervikalkanal eingeführt und, möglichst ohne die Vaginalhaut zu berühren, wieder herausgezogen wird.
• Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 10 Genitalinfektionen I 2011
Abnahmebesteck:
PROBENTRANSPORT & LAGERUNG:
- Möglichst tagesgleicher Transport, ansonsten Lagerung im Kühlschrank bei 2-8 °C.
MIKROBIOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN:
Ansatz (täglich):
- Aerobe Bakterien (inkl. Staphylococcus aureus, S. pyogenes (A-Streptokokken) und S. agalactiae (B-Streptokokken))
- Anaerobe Bakterien
- Gonokokken umgehender Probentransport in Transportmedium: Kultur und Resistenztestung (eSwab®-Abstrichtupfer) und/oder PCR (Multi-Collect Specimen Collection Kit (oranger Verschluss))
- Mycoplasma hominis und Ureaplasma spp. (Urogenital) (Zur Erhöhung der Erregerausbeute sollte ein weiterer Abstrichtupfer zusätzlich nur für die Mycoplasmen- und Ureaplasmen-Diagnostik abgenommen werden.)
- Gardnerella vaginalis
- Sprosspilze
Bebrütungsdauer bzw. Bearbeitungszeit: ca. 7-8 Tage
Relevante Teilbefunde werden vorab mitgeteilt.
Zusätzliche Anforderungen:
- Mikroskopie
- Chlamydia trachomatis (PCR (Spezialabstrichbesteck, auf Anforderung kann N. gonorrhoeae per PCR aus dem gleichen Abstrichmaterial nachgewiesen werden.))
- Trichomonas vaginalis: Für die Untersuchung (Mikroskopie (Nativ- und Giemsapräparat)) ist bei Frauen Vaginalsekret (Spekulumuntersuchung) zu gewinnen. Die Proben müssen sofort verarbeitet und mikroskopiert werden (< 1 Stunde)
- Aktinomyzeten (insbesondere bei Spiralenträgerinnen)
- Bei Verdacht auf Herpes-simplex-Viren 1 und 2 (HSV-1/2) aus Bläscheninhalt: Zellkultur (Virustransportmedium (grüne Kappe); Kassenleistung) oder PCR (Multi-Collect Specimen Collection Kit (oranger Verschluss); keine Kassenleistung).
- Tuberkulose (Mykobakterien, TBC)*
*Versand an das Nationale Referenzzentrum für Mykobakterien, Borstel
Hinweise:
- Bei fieberhaften Verläufen sollten 2-3 Blutkulturpärchen innerhalb von 20-30 Minuten abgenommen werden.
- Bei Verdacht auf ein menstruelles toxisches Schocksyndrom (mTSS) werden Abstriche aus der Vagina, der Zervix, der Plazenta oder den Eihäuten und ggf. aus der Nase entnommen und versandt. (Das mTSS kommt ausschließlich bei jungen Frauen während der Menses vor und wird von Staphylococcus aureus-Stämmen verursacht, die TSST-1 produzieren.) Außerdem ist die Entnahme von 2-3 Blutkulturpärchen innerhalb von 20-30 Min. indiziert. Da die Blutkulturen erfahrungsgemäß selten positiv werden, ist die Materialabnahme aus dem Genitaltrakt und aus der Nase obligat. Die Proben müssen rasch ins Labor gebracht und dort sofort verarbeitet werden.
- Nach vorzeitigem Blasensprung ist die Untersuchung (Mikroskopie und kulturelle Anzüchtung, ggf. PCR) des Fruchtwassers (Aspirat, Punktat) sinnvoll. Bei einem Amnioninfektionssyndrom (ATS) ist mit einem Bakterien- und Leukozytennachweis in 70-80% der Fälle zu rechnen.
- Die Identifikation von B-Streptokokken-Trägerinnen durch einen routinemäßigen Vaginalabstrich während der Spätschwangerschaft (i.d.R. in der 36. Schwangerschaftswoche) und eine prophylaktische antibiotische Therapie sub partu kann die Zahl symptomatischer Neugeborener signifikant senken, wenn diese Therapie möglichst vier Stunden vor der erfolgten Entbindung begonnen wurde.
- Die Chlamydien-Serologie, insbesondere der IgG-Nachweis, der bei 85% der Frauen nach einer durchgemachten Chlamydia-trachomatis-Infektion positiv ist, dient epidemiologischen Fragestellungen; sie ist für die Diagnostik einer akuten Infektion nicht geeignet.
- Zum Nachweis einer Tuberkulose sind Abstriche unbrauchbar; Wundsekrete oder Biopsien sollten nativ ggf. in wenig 0,9%iger NaCl-Lösung rasch (-2 Std.) transportiert oder bei 4-8 °C für 24-48 Stunden zwischengelagert werden. Wenn Menstrualblut auf Mycobacterium tuberculosis untersucht werden soll, müssen 3-5 ml Blut mit Aqua dest. im Verhältnis 1:2 versetzt und in einem sterilen Gefäß transportiert werden.
• Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 10 Genitalinfektionen I 2011
• Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 5 Tuberkulose & Mykobakteriose 2010
Links:
- AWMF-Leitlinie: Bakterielle Vaginose in Gynäkologie und Geburtshilfe
- AWMF-Leitlinie: Vulvovaginalkandidose
- AWMF-Leitlinie: Gonorrhoe bei Erwachsenen und Adoleszenten
- Konsiliarlabor Gonokokken (RKI)
- AWMF-Leitlinie: STI/STD–Beratung
- Deutsche STI-Gesellschaft (DSTIG)
- AWMF-Leitlinie: Sepsis bei Neugeborenen – frühe Form – durch Streptokokken der Gruppe B, Prophylaxe
- AWMF-Leitlinie: Empfehlungen zum Vorgehen beim vorzeitigen Blasensprung
- AWMF-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen
Literatur:
• Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 10 Genitalinfektionen I 2011
• Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 5 Tuberkulose & Mykobakteriose 2010
• Neumeister B, Geiss HK, Braun RW, Kimmig P. Mikrobiologische Diagnostik. Georg Thieme Verlag Stuttgart-New York 2009
• Winn W, Allen SD, Allen S, Janda W, Koneman EW, Schreckenberger PC, Procop GW, Woods GL: Koneman’s Color Atlas and Textbook of Diagnostic Microbiology. 6th edition. Baltimore, MD: Lippincott Williams & Wilkins; 2006