Urethraabstrich
MATERIALGEWINNUNG:
- Die Untersuchungsmaterialien beim Mann umfassen Urethralabstriche, Urethralsekrete, Erststrahlurin (Morgenurin); bei der Frau sollten Zervixabstriche und Urethralabstriche untersucht werden. Mittelstrahlurin ist weniger geeignet.
- Mit einem dünnen Gel-Tupfer wird Sekret aus der vorderen Harnröhre (1-3 cm) entnommen.
- Der Patient sollte vor der Materialentnahme nicht Wasser lassen, da sonst abgeschilferte Zellen möglicherweise ausgewaschen werden und die Testempfindlichkeit beeinträchtigt wird.
- Für die PCR sind die entsprechenden Abstrichbestecke und Transport-Kits zu benutzen.
- Bei fehlendem Fluor oder zum molekulargenetischen Nachweis von Chlamydien und Mycoplasma genitalium eignet sich auch die erste Urinportion (10-20 ml der Zwei-Gläser-Probe) nach mindestens 2-3-stündiger Miktionskarenz oder der Morgenurin (Erststrahlurin).
• In Anlehnung an Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 10 Genitalinfektionen I 2011
Abnahmebesteck:
PROBENTRANSPORT & LAGERUNG:
- Möglichst tagesgleicher Transport, ansonsten Lagerung im Kühlschrank bei 2-8 °C.
MIKROBIOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN:
Ansatz (täglich):
- Mikroskopie
- Aerobe Bakterien
- Gonokokken umgehender Probentransport in Transportmedium: Kultur und Resistenztestung (eSwab®-Abstrichtupfer) und/oder PCR (Multi-Collect Specimen Collection Kit (oranger Verschluss))
- Mycoplasma hominis und Ureaplasma spp. (Urogenital) (Zur Erhöhung der Erregerausbeute, sollte ein weiterer Abstrichtupfer zusätzlich nur für die Mycoplasmen- und Ureaplasmen-Diagnostik abgenommen werden.)
- Sprosspilze
Bebrütungsdauer bzw. Bearbeitungszeit: ca. 3-4 Tage
Relevante Teilbefunde werden vorab mitgeteilt.
Zusätzliche Anforderungen:
- Chlamydia trachomatis (PCR (Spezialabstrichbesteck, auf Anforderung kann N. gonorrhoeae per PCR aus dem gleichen Abstrichmaterial nachgewiesen werden.))
- Mycoplasma genitalium: PCR (Spezialabstrich)
- Trichomonas vaginalis: Für die Untersuchung (Mikroskopie (Nativpräparat)) müssen die Proben sofort verarbeitet und mikroskopiert werden (< 1 Stunde).
- Bei Verdacht auf Herpes-simplex-Viren 1 und 2 (HSV-1/2) aus Bläscheninhalt: Zellkultur (Virustransportmedium (grüne Kappe); Kassenleistung) oder PCR (Multi-Collect Specimen Collection Kit (oranger Verschluss); keine Kassenleistung).
- Gardnerella vaginalis
Hinweise:
- Die Urethritis der Frau entspricht in Diagnose und Therapie der Urethritis des Mannes.
- Häufigste Erreger der infektiösen Urethritis sind in den Industriestaaten Chlamydia trachomatis und Neisseria gonorrhoeae.
- Zu den selten vorkommenden Keimen zählt Gardnerella vaginalis, die insbesondere bei Partnern von Frauen mit einer bakteriellen Vaginose (BV) zu finden sind.
- Ureaplasmen, die aus dem Genitaltrakt gesunder Frauen und Männer isoliert werden, können, wenn in hohen Konzentrationen vorhanden, eine Urethritis hervorrufen (5-10%).
- Das pathogene Potenzial von Mycoplasma genitalium wurde inzwischen mehrfach dokumentiert; die Keime sind bei 9-25% der Fälle ätiologisch bedeutsam.
- Sehr selten werden bei einer Urethritis Herpes-simplex-Virus-1 (HSV-1), HSV-2, Adenoviren (häufig vergesellschaftet mit einer Konjunktivitis), Candida albicans, und Trichomonas vaginalis isoliert. Allerdings sollten Trichomonaden nur nach Kontakt zu Patienten mit einer Trichomonaden-Infektion oder bei Patienten mit genitalen Läsionen, ferner bei Therapieversagen oder chronischem Krankheitsverlauf berücksichtigt werden.
- Nur ca. 40% der Urethritiden sind Monoinfektionen. I.d.R. ist die Chlamydien-Urethritis mit der Gonokokken-Infektion und äußerst selten mit M. genitalium vergesellschaftet.
• Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 10 Genitalinfektionen I 2011
Links:
- AWMF-Leitlinie: Gonorrhoe bei Erwachsenen und Adoleszenten
- Konsiliarlabor Gonokokken (RKI)
- AWMF-Leitlinie: STI/STD–Beratung
- Deutsche STI-Gesellschaft (DSTIG)
- AWMF-Leitlinie: Bakterielle Vaginose in Gynäkologie und Geburtshilfe
Literatur:
• Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 10 Genitalinfektionen I 2011
• Neumeister B, Geiss HK, Braun RW, Kimmig P. Mikrobiologische Diagnostik. Georg Thieme Verlag Stuttgart-New York 2009
• Winn W, Allen SD, Allen S, Janda W, Koneman EW, Schreckenberger PC, Procop GW, Woods GL: Koneman’s Color Atlas and Textbook of Diagnostic Microbiology. 6th edition. Baltimore, MD: Lippincott Williams & Wilkins; 2006