Lymphozytendifferenzierung
Die durchflusszytometrische Differenzierung der Lymphozyten-Subpopulationen hat sich vor allem im Rahmen der Verlaufs- und Therapiekontrolle bei der HIV Erkrankung etabliert.
Die numerischen Verhältnisse der Lymphozyten-Populationen des Immunsystems geben Auskunft über den quantitativen Zustand der wichtigsten Zelltypen des zellulären Immunsystems.
Im Allgemeinen haben quantitative Immundefekte, wie auch qualitative, eine erhöhte Infektanfälligkeit und eine verminderte Tumorkontrolle zur Folge.
Defekte können primärer d.h. angeborener oder sekundärer d.h. erworbener Natur sein. Erworbene Immundefekte, wozu die HIV Infektion zählt, können vielfältige Ursachen haben: sie können die Folge von Unterernährung, als Begleiterscheinung von Grunderkrankungen und malignen Erkrankungen oder infolge psychischen oder körperlichen Stresses auftreten, oder alters- oder therapiebedingt sein.
Angeborene Immundefekte sind dagegen genetisch bedingt. Sie sind meist sehr viel seltener und werden in der Regel schon im Kindesalter manifest. Dazu gehören unter anderen das Severe Combined Immunodeficiency Syndrome (SCID), welches das T- und B-Zellsystem betrifft, oder das vergleichsweise häufige DiGeorge Syndrom mit Beeinträchtigung des T-Zellsystems oder die Agammaglobulinämie der B-Zellen.
Die durchflusszytometrische Analyse von Lymphozyten-Populationen ist auch sinnvoll bei der Autoimmundiagnostik, insbesondere bei akuten Autoimmunschüben (T-Zellen) oder zur Therapiekontrolle (B-Zellen).
Weiterhin kann bei der Schwangerschaftsdiagnostik ein Abortrisiko unter anderem durch Bestimmung des Anteils von NK-Zellen, regulativen T-Zellen und aufgrund des Th1-Th2 Verhältnisses abgeschätzt werden.
Bei Verdacht auf eine Immunschwäche ist zu berücksichtigen, dass neben einem quantitativen Immundefizit auch Funktionsdefizite der Lymphozyten-Subpopulationen vorliegen können. Im Sinne einer Stufendiagnostik ist bei Verdacht der quantitative zelluläre Immunstatus als Erstuntersuchung indiziert. Danach kann bei fehlendem quantitativen Defizit die Funktionsfähigkeit von Lymphozyten-Subpopulationen z.B. mit dem Lymphozyten-Transformations-Test untersucht werden.
Für einen aussagekräftigen Befund ist wegen der Komplexität des Immunsystems eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Labor und dem behandelnden Therapeuten/-in wünschenswert.
Indikationen
- Abklärung primärer Immundefekte
- Verdacht auf Abwehrschwäche (häufige Infekte)
- Anomalien des großen Blutbildes (Lymphozytopenie, Lymphozytose)
- Verlaufskontrolle der HIV-Infektion
- Mangelernährung
- Autoimmunerkrankungen
- Tumorpatienten
- Leukämiedifferenzierung
- Immunsuppression bei Organtransplantationen
- Immunstimulierende Behandlung
Untersuchungsverfahren
Die durchflusszytometrische Immunphänotypisierung erfolgt mit Fluoreszenzfarbstoff konjugierten monoklonalen Antikörpern, die Subpopulationen-spezifische Antigene, die sogenannten CD-Marker, erkennen.
Im Untersuchungsprofil werden T-Zellen, B-Zellen, NK-Zellen, T-Helfer-Zellen, T-Suppressor-Zellen und zytotoxische T-Zellen in relativen und absoluten Zahlen erfasst.
Zusätzlich können die aktivierten T-Lymphozyten (HLA-DR) oder CD38 koexprimierende T-Suppressorzellen untersucht werden.
Je nach Fragestellung kann das Untersuchungsprofil nach Absprache erweitert werden.
Untersuchungsmaterial
1 Röhrchen EDTA-Blut
Abrechnung
Die Lymphozytendifferenzierung ist im Krankheitsfall eine Leistung der gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen.
Für Selbstzahler (IGeL) beträgt der Profilpreis 163,78 €. Bei der Mitbestimmung von HLA-DR und/oder CD38 ergibt sich ein Preis von 177,18 € bzw. 191,75 € (HLA-DR und CD38).