Punktat und Punktatabstrich
MATERIALGEWINNUNG:
- Einen Teil (ca. 3 ml) Punktat in einem sterilen Röhrchen mit Schraubverschluss einsenden. Nur aus Nativmaterial ist bei der Anforderung auf „Erreger und Resistenz“ eine sofortige Gramfärbung, Beimpfung von festen Nährböden und ggf. Keimzahlbestimmung möglich.
- Bei der Anforderung auf „Erreger und Resistenz“ sollte zusätzlich (oder bei sehr kleinen Volumina) einen Teil der aspirierten Probe in eine Blutkultur-Flascheeingeimpft werden. Dies dient zur optimalen Anzucht besonders empfindlicher Erreger. Bis zum Versand in das Labor bei Raumtemperatur aufbewahren. Nicht in den Kühlschrank stellen!
- Bei zusätzlichen Anforderungen wie z.B. Kristalle, Biochemie (Eiweiß, Viskosität, Muzinfällungstest, LDH & Harnsäure) und Immunologie (Rheumafaktor, CRP, ANA), einen weiteren Teil (ca. 3-5 ml) natives Punktat in einem sterilen Röhrchen mit Schraubverschluss einsenden.
- Ein weiteres EDTA-Röhrchen ist z.B. bei einem Gelenkpunktat für eine Zellanalyse notwendig.
- Werden histopathologische Untersuchungen notwendig, ist exzidiertes Patientengut zu teilen und je ein Teil dem Pathologen und Mikrobiologen (ohne Formalin!) zuzusenden.
CAVE: Bei Verdacht auf Gasbrand, nekrotisierende Fasciitis oder Myositis und Fournier-Gangrän bitte auf dem Anforderungsschein vermerken und telefonische Ankündigung an Laborarzt!
Abnahmebesteck:
- steriles Röhrchen
- Blutkultur-Flasche
- eSwab®-Abstrichtupfer
- EDTA-Röhrchen
PROBENTRANSPORT & LAGERUNG:
- Möglichst tagesgleicher Transport, ansonsten Lagerung im Kühlschrank bei 2-8 °C.
- Blutkultur-Flasche: Bis zum Versand (maximal 48 Stunden) in das Labor bei Raumtemperatur aufbewahren. Nicht in den Kühlschrank stellen!
- V. a. Gasbrand, nekrotisierende Fasciitis oder Myositis und Fournier-Gangrän: sofort!
MIKROBIOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN:
Ansatz:
- Mikroskopie
- Aerobe Bakterien
- Anaerobe Bakterien
- Sprosspilze
Zusätzliche Anforderungen:
- Zusatzanforderung auf MRSA, ESBL bzw. MRGN und VRE
- Schimmelpilze
- Tuberkulose (Mykobakterien, TBC)*
*Versand an das Nationale Referenzzentrum für Mykobakterien, Borstel
Hinweise:
- Für lokalisierbare und von außen zugängliche Prozesse erfolgt nach gründlicher Hautdesinfektion die Probengewinnung aus geschlossenen, exsudatreichen Infektionsprozessen mittels perkutaner Punktion und Sekretaspiration mit einer Spritze. Transmuköse Punktionen sollten wegen der starken mikrobiellen Besiedlung und Desinfektionsmittelempfindlichkeit der Schleimhäute möglichst vermieden werden.
- Bei zur Eröffnung anstehenden Abszessen sollte vorher genügend Probengut für die mikrobiologische Diagnostik mittels Punktion gewonnen werden. Gelingt dies nicht, ist bei der Inzision sofort unter aseptischen Bedingungen eine ausreichende Menge an Abszessinhalt mittels Spritze oder chirurgischem Löffel aufzunehmen und in bereitstehende sterile Transportgefäße zu geben.
- Nach Möglichkeit sollten zusätzlich Gewebestückchen aus dem Granulationsgewebe der Abszesswand in einem getrennten Transportgefäß (ohne Formalinzusatz!) für die mikrobiologische Diagnostik gewonnen werden.
- Ist eine Gewebegewinnung nicht möglich, sollten zeitgleich zumindest die Abszessränder zur Probengewinnung abgestrichen werden.
• Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 6a Infektionen der Haut und der subkutanen Weichgewebe – Teil 1 2013
Literatur:
• Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 5 Tuberkulose & Mykobakteriose 2010
• Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 6a Infektionen der Haut und der subkutanen Weichgewebe – Teil 1 2013
• Neumeister B, Geiss HK, Braun RW, Kimmig P. Mikrobiologische Diagnostik. Georg Thieme Verlag Stuttgart-New York 2009
• Simon M. Blutkulturdiagnostik – Standards und aktuelle Entwicklungen/Blood culture diagnostics: standards and recent developments. J Lab Med 2012;36(4):199-207
• Winn W, Allen SD, Allen S, Janda W, Koneman EW, Schreckenberger PC, Procop GW, Woods GL: Koneman’s Color Atlas and Textbook of Diagnostic Microbiology. 6th edition. Baltimore, MD: Lippincott Williams & Wilkins; 2006