Liquor (durch Lumbalpunktion)

MATERIALGEWINNUNG:

Bei der Probenentnahme ist zur Vermeidung von iatrogenen Infektionen und einer Kontamination des gewonnenen Liquors strikt aseptisch vorzugehen.

Händedesinfektion
Mundschutz, insbesondere bei Verdacht auf bakteriellen ZNS-Prozeß und wenn PCR-Methoden beabsichtigt sind
Reinigung und Hautdesinfektion der Punktionsstelle mit Hautdesinfektionsmittel auf alkoholischer Basis unter konzentrischem Auftragen, Einwirkzeit 2 Minuten
sterile Handschuhe
Punktion mit Punktionsnadel (z. B. 22 gauge/3,5″ für Erwachsene, 23 gauge/2,5″ für Kinder)
Der durch Punktion gewonnene Liquor sollte in einzelnen Portionen (zu mindestens je 1 ml) in sterilen Probenröhrchen aufgefangen werden.
Nach Punktion, vor Abdecken der Punktionsstelle mit sterilem Verbandsmaterial: Entfernen eventueller PVP-Jod-Reste mit Alkohol getränktem Tupfer
Zytologische Untersuchung (z. B. Tumorzellen): das erste, mitunter blutig tingierte Probenröhrchen
Mikrobiologische Untersuchung: mindestens 5 ml Liquor
Tuberkulosediagnostik: mindestens 10-15 ml Liquor
Für Zellzahlbestimmung, Zelldifferenzierung und Antikörpernachweise sollte nach Möglichkeit kein blutkontaminierter Liquor eingesetzt werden

• Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 17 Infektionen des Zentralnervensystems 2001

Abnahmebesteck:

steriles Röhrchen
Blutkultur-Flasche

PROBENTRANSPORT & LAGERUNG:

Bei der bakteriologischen Liquoruntersuchung: sofortiger Probentransport und Bearbeitung des Nativliquors im Labor (als Notfalldiagnostik!).
Wenn voraussichtlich zwischen Probenentnahme und Eintreffen bzw. Verarbeitung im bakteriologischen Labor eine längere Zeitdauer (mehr als 2 Stunden) verstreicht, sollte zusätzlich zum Nativliquor eine Liquorportion in eine Blutkulturflasche eingebracht werden.
Der umgehende Transport der Proben zum Labor muss möglichst bei Raumtemperatur und lichtgeschützt erfolgen.
Ist ein umgehender Transport nicht gewährleistet, müssen Probenröhrchen für serologische und virologische Untersuchungen kühl bei 4°C gelagert werden.

• Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 17 Infektionen des Zentralnervensystems 2001

MIKROBIOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN:

Ansatz:

Mikroskopie
Aerobe Bakterien
Anaerobe Bakterien
Sprosspilze

Zusätzliche Anforderungen:

Tuberkulose (Mykobakterien, TBC)*

*Versand an das Nationale Referenzzentrum für Mykobakterien, Borstel

Literatur:
• Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 17 Infektionen des Zentralnervensystems 2001
• Neumeister B, Geiss HK, Braun RW, Kimmig P. Mikrobiologische Diagnostik. Georg Thieme Verlag Stuttgart-New York 2009
• Simon M. Blutkulturdiagnostik – Standards und aktuelle Entwicklungen/Blood culture diagnostics: standards and recent developments. J Lab Med 2012;36(4):199-207
• Winn W, Allen SD, Allen S, Janda W, Koneman EW, Schreckenberger PC, Procop GW, Woods GL: Koneman’s Color Atlas and Textbook of Diagnostic Microbiology. 6th edition. Baltimore, MD: Lippincott Williams & Wilkins; 2006