Vitamin B1
Material |
2 ml EDTA-Blut |
Methoden | |
Referenzwerte |
28 – 85 µg/l |
Indikationen |
|
Hinweise |
Vitamin B1 (Thiamin) ist ein wasserlösliches Vitamin mit Einfluss auf Funktionen im Energiestoffwechsel, dem Abbau von Aminosäuren sowie dem Pentosephosphatweg. Der Bedarf wird in der Regel über den Verzehr von Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Kartoffeln sowie Rind- und Schweinefleisch ausreichend gedeckt. Kaffee, Tee, roher Fisch und Krustentiere enthalten Thiaminasen, die Vitamin B1 zersetzen und so zur Reduktion des Thiaminspeichers führen könnten. Die empfohlene Thiaminzufuhr für Erwachsene, Schwangere und Stillende liegt bei circa 1,2 mg pro Tag. In Deutschland beträgt die tägliche mediane Zufuhr bei Männern 1,6 mg und bei Frauen 1,2 mg. Die Resorption erfolgt vor allem im Jejunum und Duodenum. Nach der Aufnahme aus dem Darm liegt Vitamin B1 im Blut sowie der Muttermilch vor allem als freies Thiamin oder Thiaminmonophosphat vor. Geringe Mengen an Thiamin werden in der Leber gespeichert. Die im Körper aktive Form von Vitamin B1 ist Thiamindiphosphat (TDP). TDP liegt im Blut vor allem in den Erythrozyten vor und nimmt als Cofaktor Einfluss auf Enzyme des Citratzyklus (Pyruvat-Dehydrogenase (Umwandlung Pyruvat zu Acetyl-CoA) und α-Ketoglutarat-Dehydrogenase (Umwandlung von α-Ketoglutarat zu Succinyl-CoA)). Zusätzlich dient es als Cofaktor der Verzweigtkettige-α-Ketonsäuren-Dehydrogenase (essenziell für den Abbau von Leucin, Isoleucin und Valin). TDP ist somit an der Energieversorgung und den Hauptbiosynthesewegen im Organismus beteiligt. Die Ausscheidung erfolgt nach erfolgter Dephosphorylierung in der Niere als freies Thiamin oder als konjugierter Schwefelsäureester über den Urin. Ein Mangel an Vitamin B1 kann über den gestörten Energiestoffwechsel zur Ausbildung einer Laktatazidose, einem Nystagmus und neurologischen Auffälligkeiten wie zum Beispiel einer peripheren Polyneuropathie und Ataxie führen. Im Rahmen eines länger andauernden Thiaminmangels kann es zur Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses, zur Muskelschwäche sowie zu kardiovaskulären Symptomen kommen. Ein klassisches Vitamin B1-Mangelsyndrom („Beriberi“) kommt heutzutage nur noch in Regionen vor, in denen polierter Reis Hauptnahrungsmittel ist (Thiamin liegt in Getreideprodukten vor allem im Keim und der Aleuronschicht in hoher Konzentration vor). Im Rahmen eines chronischen Alkoholabusus kann es durch einen Ethanol-induzierten THTR1-Mangel (Rezeptor für die Aufnahme des Thiamins in die peripheren Zellen) sowie durch eine häufig begleitende Mangelernährung zum Vitamin B1-Mangel mit dem klinischen Bild des Wernicke-Korsakoff-Syndroms kommen. Mit der von uns durchgeführten HPLC und anschließenden Detektion über einen Fluoreszenzdetekor wird der aktive Metabolit Thiamindiphosphat (TDP) erfasst. |
Probenlagerung |
Die Probe sollte beim nüchternen Patienten gewonnen werden, anschließend sollte ein schnellstmöglicher lichtgeschützter und kühler Transport ins Labor erfolgen. Stabilität bei Raumtemperatur: 5 Stunden Stabilität bei 4-8°C: 24 Stunden Stabilität bei -20°C: maximal 6 Monate |
Testansatz |
mindestens 1 x wöchentlich |
Erbringungsort |
Bochum |
Akkreditiert |
ja |
Synonym |
Thiamin, Aneurin |
Literaturverweise:
Suttorp N et al. (Hrsg) Harrisons Innere Medizin Deutsche Ausgabe. 19. Auflage 2016. ABW Wissenschaftsverlag. Berlin. Seiten 96e-1-2.
Gressner Axel M, Arndt T (Hrsg) Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik. 3. Auflage 2019. Springer. Berlin. Seiten 2458-2460
Arbeitsvorschrift für die HPLC-Bestimmung von Vitamin B1 im Vollblut. Version 4 (2015). Chromsystems Instruments & Chemicals GmbH, Gräfelfing.