Immunsuppression (inkl. AIDS) bzw. Immuninkompetenz mit schwerer Durchfallsymptomatik
MATERIALGEWINNUNG:
- Vor der Defäkation muss die Harnblase völlig entleert werden.
- Der Stuhl sollte in eine frisch gespülte, mit Papier getrocknete und ausgelegte Toilettenschüssel oder in ein sauberes Gefäß (z.B. Steckbecken) entleert werden.
- Bei Säuglingen kann die Stuhlprobe aus der Windel gewonnen werden.
- Mit dem im Stuhlröhrchen enthaltenen Löffelchen ist mindestens eine 3-5 ml entsprechende Menge Stuhl (etwa walnussgroß) zu entnehmen.
- Blutige, schleimige oder eitrige Anteile sollten bevorzugt entnommen werden.
- Sind zusätzlich parasitologische oder immunologische Untersuchungen (z.B. Antigen-ELISA) vorgesehen, sollte das Stuhlröhrchen zur Hälfte gefüllt sein.
- Angabe der klinischen Symptomatik (insbesondere Fieber, rezidivierende abdominelle Beschwerden, Appendizitis, Arthritis, Erythema nodosum).
- Angabe der Vorgeschichte (insbesondere Reiseanamnese, Antibiotikatherapie, kürzliche operative Eingriffe, Lebensmittelanamnese, Hinweise auf Immunsuppression).
• In Anlehnung an Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 9 Gastrointestinale Infektionen 2013
• In Anlehnung an Burkhardt F. (Hrsg.) Mikrobiologische Diagnostik. Thieme, Stuttgart; New York 1992
Abnahmebesteck:
- Stuhlröhrchen
PROBENTRANSPORT & LAGERUNG:
- Tagesgleicher Transport, ansonsten Lagerung im Kühlschrank bei 2‐8 °C.
MIKROBIOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN:
Nach makroskopischer Beurteilung der Stuhlprobe:
Ansatz:
- Gastrointestinale Infektion (Alter: 0-3 Jahre) – Pathogene Erreger oder
- Gastrointestinale Infektion (Alter: 4-6 Jahre) – Pathogene Erreger oder
- Gastrointestinale Infektion (Alter: ≥ 7 Jahre) – Pathogene Erreger
- +Aeromonas / Plesiomonas / Vibrionen
- +EHEC (Enterohämorrhagische E. coli bzw. Shigatoxinbildende E. coli (STEC))
- +EPEC (enteropathogene E. coli)
- +Clostridium difficile-Toxin A/B
- +Aeromonas / Plesiomonas / Vibrionen
- +Sprosspilze
- +Viren (Rota-, Noro-, Adeno- und Astroviren)
- +Lamblien
- +Amöben
- +Kokzidien (z. B. Kryptosporidien)
- +Mikroskopie (Darmparasiten)
• Ansatz in Anlehnung an Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 9 Gastrointestinale Infektionen 2013
Zusätzliche Anforderungen (Rücksprache mit Laborarzt):
- Tuberkulose (Mykobakterien, TBC)*
- Mikrosporidien**
- Pseudomonas spp.
- Staphylococcus aureus
- virologische Untersuchung auf Zytomegalieviren sowie ggf. auf HI-Viren
*Versand an das Nationale Referenzzentrum für Mykobakterien, Borstel
**Versand an das Institut für Hygiene und Umwelt, Hamburg
Hinweise:
- Zur ätiologischen Klärung bei akuter Gastroenteritis sollten 1-2 (ggf. bis zu drei Proben) geeignete Stuhlproben zeitnah auf relevante Bakterien und Viren mikrobiologisch untersucht werden.
- Da Wurmeier und Protozoenzysten nicht dauernd in gleicher Zahl ausgeschieden werden, sollten bei Verdacht auf Parasitenbefall des Darms mindestens drei Stuhlproben untersucht werden, wobei der Abstand zwischen den Proben 1-3 Tage betragen sollte. Damit wird der schwankenden Parasitenausscheidung Rechnung getragen und die Nachweisquote erhöht.
- Bei Verdacht auf Typhus und Paratyphus ist die Abnahme von Blutkulturen immer notwendig und vor allem in der ersten Krankheitswoche aussichtsreich.
- Bei Cholera-Verdacht ist das Laboratorium sofort telefonisch zu verständigen und die Probe auf schnellstem Wege zu übermitteln.
- Rektalabstriche sollen wegen der eingeschränkten Untersuchungsmöglichkeiten (Ausnahme: Shigellen) nur eingesandt werden, wenn Stuhl nicht gewonnen werden kann. (Der Patient sollte mit angewinkelten Knien auf der Seite gelagert werden. Der eSwab®-Abstrichtupfer ist bis in das Rektum einzuführen und vorsichtig zu drehen.)
- Bei Postversand ist auf vorschriftsgemäße Verpackung zu achten (Postvorschrift!).
• In Anlehnung an Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 9 Gastrointestinale Infektionen 2013
• Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 4 Parasitosen 2013
• In Anlehnung an Hagel S et al. S2k-Leitlinie Gastrointestinale Infektionen … Z Gastroenterol 2015; 53: 418-459
- Ggf. Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz – IfSG – § 6 Meldepflichtige Krankheiten beachten.
- Meldepflicht gemäß IfSG § 7 (Labormeldepflicht) wird ggf. auf dem Befund angegeben.
Links:
- AWMF-Leitlinie: Durchfall, akut
- AWMF-Leitlinie: Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple
- RKI-Ratgeber – Salmonellose
- RKI-Ratgeber – Typhus
- RKI-Ratgeber – Shigellose
- RKI-Ratgeber – Yersiniose
- RKI-Ratgeber – Campylobacter-Infektionen
- RKI-Ratgeber – Enterohämorrhagische E. coli (EHEC, STEC, VTEC)/ Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS)
- RKI-Ratgeber – Noroviren
- AWMF-Leitlinie: Gastroenteritis-Ausbrüche durch Noroviren: Hygienemaßnahmen
- RKI-Ratgeber – Giardiasis
- AWMF-Leitlinie: Amöbenruhr, Diagnostik und Therapie
- RKI-Ratgeber – Kryptosporidiose (Cryptosporidium parvum)
- RKI-Ratgeber – Wurmerkrankungen
- AWMF-Leitlinie: Schistosomiasis (Bilharziose), Diagnose und Therapie
- Infektionsschutzgesetz – IfSG – § 8 Zur Meldung verpflichtete Personen
- Infektionsschutzgesetz – IfSG – § 6 Meldepflichtige Krankheiten
Literatur:
• Burkhardt F. (Hrsg.) Mikrobiologische Diagnostik. Thieme, Stuttgart; New York 1992
• Hagel S et al. S2k-Leitlinie Gastrointestinale Infektionen … Z Gastroenterol 2015; 53: 418-459
• Löscher T, Burchard GD. (Hrsg.) Tropenmedizin in Klinik und Praxis mit Reise- und Migrationsmedizin. Thieme, Stuttgart; New York 2010
• Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 4 Parasitosen 2013
• Mikrobiologisch-infektiologische Qualitätsstandards (MiQ) 9 Gastrointestinale Infektionen 2013
• Neumeister B, Geiss HK, Braun RW, Kimmig P. Mikrobiologische Diagnostik. Georg Thieme Verlag Stuttgart-New York 2009
• Winn W, Allen SD, Allen S, Janda W, Koneman EW, Schreckenberger PC, Procop GW, Woods GL: Koneman’s Color Atlas and Textbook of Diagnostic Microbiology. 6th edition. Baltimore, MD: Lippincott Williams & Wilkins; 2006