Papillomaviren (HPV) – Direktnachweis
ALLGEMEINES
Von den bisher über 100 bekannten humanen Papillomaviren sind ca. 40 sexuell übertragbare Infektionserreger, die die Haut- und Schleimhautregionen des Anogenitalbereichs befallen. Deren kausale Rolle bei der Entstehung des Gebärmutterhalskrebses und in den meisten Fällen auch bei Entstehung anderer Karzinome des Anogenitalbereichs ist gesichert.
Die Mehrheit unter diesen 40 HPV-Typen sind Hochrisiko-(High Risk-) oder Intermediate Risk-Typen bezüglich ihrer Verursachung genitaler Tumoren, während die Niedrigrisiko- (Low Risk-) Typen meist nur gutartige Genitalwarzen verursachen.
Die überwiegende Anzahl der HPV Infektionen verlaufen symptomlos und heilen spontan innerhalb eines Jahres. Ca. 20 % persistieren jedoch, wovon meistens Frauen über 30 Jahren betroffen sind.
Persistierende HPV-Infektionen tragen ein hohes Risiko für eine Karzinomentstehung.
Mit einem HPV-Test kann die Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses, die bisher allein auf der zytologischen Untersuchung (PAP-Test) beruhte, verbessert werden. Die Sensitivität der zytologischen Untersuchung von 70-80 % wird durch die Ergänzung mit dem HPV-Test auf über 90 % gesteigert.
Die Anwendung des HPV-Testes mit der PCR-Multiplex Methode bietet die Möglichkeit die wichtigsten High Risk-Typen und/oder die wichtigsten Low Risk-Typen zu identifizieren.
Im Unterschied zu dem HPV-DNA Hybridisierungstest Hybrid Capture HC2, der keine Typenspezifizierung ermöglicht, detektiert der HPV-High Risk PCR-Test die Virustypen 16 und 18 (ca. 70 % aller malignen Gebärmutterhalstumore verursachend) und zwölf weitere High Risk-Typen als zusammengefasste Gruppe.
Auch hinsichtlich der analytischen Leistungsfähigkeit zeigte der HPV-High Risk PCR -Test eine höhere Sensitivität und Spezifität gegenüber dem Hybrid Capture HC2 Assay.
Außerdem besteht die Möglichkeit mit einem anderen Test eine weitere Differenzierung der HPV-Genotypen (keine Kassenleistung) vorzunehmen. Mit diesem Test ist eine genaue Unterscheidung zwischen 18 HPV-High Risk-Typen und 12 HPV-Low Risk-Typen möglich.
Von Bedeutung ist der Einzelnachweis der High Risk-Typen 16 und 18 und der Low Risk-Typen 6 und 11 auch im Zusammenhang mit der seit 2007 möglichen Impfung gegen diese vier Virustypen. Da bei bereits Infizierten die Impfung nicht oder nur begrenzt wirksam ist, empfiehlt es sich vorher auf diese HPV-Typen zu testen.
E6/E7 MRNA HPV-NACHWEIS
Im Falle einer persistierenden Infektion kann eine anschließende Untersuchung klären, ob eine Transformation der Viren DNA in die Wirts DNA stattgefunden hat. Mit der Transformation steigt dann die Wahrscheinlichkeit der Entstehung eines Karzinoms stark an.
Bei dieser Untersuchung wird das Vorhandensein von Progressionsbiomarkern bestimmt. Zu diesen gehören neben den zytologisch nachweisbaren Markern p16 und Ki-67 die viralen onkogenen Marker E6/E7, die eine Integration der Virus DNA ins Wirtsgenom anzeigen.
Patientinnen mit einer nachgewiesenen, persistierenden High Risk HPV Infektion und/oder Nachweis von transformierenden Progressionsbiomarkern sollten einer kolposkopischen Untersuchung unterzogen werden, mit einer eventuell anschließenden invasiven Therapie. Low Risk HPV positive Patientinnen sollten regelmäßig mit dem PAP-Test und dem HPV-Test kontrolliert werden.
INDIKATIONEN
- Primärscreening ergänzend zur Zytologie bei Patientinnen über 30 Jahre
- Abklärung unklarer zytologischer Befunde
- Zervikale intraepitheliale Neoplasien
- Kondylome
- Vor einer Impfung bei früheren oder bestehenden Sexualkontakten
UNTERSUCHUNGSMATERIAL
- Zellhaltige Abstriche im Spezial-Transportröhrchen Copan eNAT
- Für den Nachweis der E6/E7 Marker Spezial-Transportröhrchen Thin-Prep verwenden
ABRECHNUNG
Der HPV-High Risk-Test ist nach EBM der gesetzlichen Krankenversicherungen nach erfolgter Zervixzytologie einmal im Behandlungsfall abrechnungsfähig. Bei Männern ist der Test keine GKV-Leistung.
Für Selbstzahler ergeben sich Kosten von 17,49 € für den HPV-High Risk-Test, 34,98 € für die Differenzierung der 30 HPV-High- und Low Risk Typen und 29,14 € für den HPV-Transformationstest.
NACHGEWIESENE HPV-GENOTYPEN
HPV-High Risk Test: 16, 18 sowie die Genotypen 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59, 66 und 68 als zusammengefasste Gruppe
HPV-High- und Low Risk: Einzelnachweis der HPV-High Risk Typen: 16, 18, 26, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 53, 56, 58, 59, 66, 68, 73, 82 und der HPV-Low Risk Typen: 6, 11, 40, 42, 43, 44, 54, 61, 70, 72, 81, 89.